Alternative Betrachtungsweisen gefährden die Einseitigkeit! (22)

Alternative Betrachtungsweisen gefährden die Einseitigkeit! (22)

Naturheilpraxis Kuester Naturheilkunde

18.05.22 Heute:  Die Colon Hydro Therapie

Ein Thema, das bei den meisten Menschen auf Abscheu und Ekel stößt, ist die Beschäftigung mit den eigenen Körperausscheidungen. Ganz besonders der des Darmes. Das ist das Ergebnis unserer Erziehung, da wir als Kleinkinder immer mit Worten wie „iggitt“, „Bäähh“ oder „Pfui“ bedacht werden, wenn es um den Stuhlgang geht. Dabei ist dieses Thema immens wichtig und eine funktionierende Ausscheidung als Ende des Stoffwechselkreislaufes lebenserhaltend. Vielleicht gelingt es mir in den folgenden Kapiteln die Einstellung zu ihrem Darm zu überdenken und eine funktionierende Entleerung als wohlwollendes Tages Ereignis schätzen zu lernen.


Colon-Hydro-Therapie

Der Begriff Colon Hydro Therapie (CHT) steht wörtlich für nichts anderes als für Darm-Wasser-Therapie, also der sanften Spülung des Darmes mit Wasser. Im weitesten Sinne des Wortes also ein Einlauf. Aber eine CHT ist bei weitem mehr als nur ein Einlauf. Dazu aber später mehr.

Bereits im alten Ägypten kannte man die wohltuende Wirkung von Darmspülungen bei Reinigungsritualen, auch im Mittelalter spielte die Darmspülung bei der verbreiteten Balneotherapie eine ausgeprägte Rolle. Zu unserer Großväter Zeiten stand in jedem Haushalt ein Irrigator zur Spülung des Darmes und noch bis vor 50/60 Jahren befand sich in jeder Arztpraxis eine Vorrichtung zur Spülung des Darmes. Ziel all dieser Anwendungen waren früher ritualisierte Reinigungen, später Darmprobleme insbesondere Verstopfungen zu beheben.

Dank neuerer Geräte gewinnt die Therapie des Darmes mit CHT wieder an Bedeutung und Dank der Mikrobiom Forschung seit Anfang des 21.Jahrhunderts ist auch das Indikationsfeld der CHT erheblich breiter geworden.


Anatomie

Etwas Anatomie muss sein, da ich sicher sein möchte, dass alle Leser auf dem gleichen Wissensstand sind. Der Dickdarm, von dem wir bei der CHT reden, ist ca 1,5 – 1,8 Meter lang und beginnt im rechten Unterbauch mit der Dickdarmklappe, dort mündet der letzte Teil des Dünndarmes (Ileum) in den „Blinddarm“ (Caecum) an diesem hängt der Wurmfortsatz (Appendix). Der Blinddarm geht in den Grimmdarm (Colon) über, erst in den aufsteigenden Ast (Colon ascendens) über den Leberknick (Flexura hepatica) in den querverlaufenden Ast (Colon transversum) , den Milzknick (Flexura Iienalis) in den absteigenden Ast (Colon descendens), von dort in das Sigmoid (Colon sigmoideum) in den Mastdarm (Rectum) und endet im Anus.

Die äußere Längsmuskultur ist auf oberflächliche Streifen gedrängt (Taenia).

Der Dickdarm besitz Aussackungen (Haustren) und Einschnürungen (Plicae).

Über die eingangs erwähnte Klappe zwischen Dünn -und Dickdarm werden täglich 200 – 500 ml Stuhl (Faeces) in das Colon verschoben. Dieser Menge wird durch Entzug (Resorption) von Wasser, Vitaminen und Elektrolyten eingedickt.

Ein paar bemerkenswerte Zahlen: 

  • Der Dickdarm hat ca. 1000 verschiedene bakterielle Spezies.
  • Im Verlauf eines 75 -jährigen Lebens werden ca. 30 t. Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit verarbeitet. 
  • Das Mikrobiom kennt ca. 1.000000 Gene, eine menschliche Zelle dagegen ca. 22.000.

Die Darmflora

Während der Dünndarm im Anfang sehr wenig verkeimt ist, nimmt die Zahl der Bakterien in seinem Verlauf stetig zu, um dann im Grimmdarm in ihrer Vielfalt und Anzahl zu explodieren.

90 % Anaerobier, also Keime, die ohne Luftzufuhr leben und deren bekannteste Vertreter Bifidobakterien, Bakteroides und Escherichia Coli sind und 10 % aerober Keime mit den bekanntesten Vertretern Enterokokken und Laktobazillen sind, sowie einer kleinen Kolonie von Sporenbildner und Hefen. Jedes Mißverhältnis in dieser Flora nennen wir Dysbiose oder Dysbakterie.

Im Stuhl noch enthaltene Kohlehydrate (KH) werden durch bakterielle Gärung und Eiweiße durch Fäulniserreger weiter abgebaut. Dabei entstehen Endprodukte, bei den KH zum Beispiel Milchsäuren, Essigsäuren, Kohlendioxid, Alkohole und Wasser, bei den Eiweißen sind es giftige Amine, wie Indol und Skatol (sog. Leichengifte), aber auch stark biologisch wirksame Amine, wie Histamin, Tyramin, Wasserstoff, Schwefelwasserstoff und Methan.

Bei ausgewogener Kost besteht zwischen Beiden – Gärung und Fäulnis – ein gesundes Gleichgewicht.

Die Farbe des Stuhles, bestimmen die abgebauten Gallenfarbstoffe; den PH Wert bestimmen die Gärungsprozesse; den Geruch beeinflusst der Anteil an Schwefelwasserstoff und an organischen Säuren wie Indol und Skatol.

Bei ausgewogener Kost scheiden wir täglich zwischen 100 – 200 gr. Faeces (Stuhl) aus, dieser besteht im Idealfall zu 75 – 80 % aus Wasser, zu 20 – 25 % aus festen Bestandteilen von Cellulose über unverdauliches Material bis zu 30 % Bakterien, 10 – 15 % unlösliche Calcium – und Eisensalze, sowie 5 % Fett, abgeschilferte Epithelien und Schleim. Der Dickdarm verfügt über eine Eigenbeweglichkeit (Peristaltik), die durch das Zusammenziehen der Taenien (Ringmuskulatur) entsteht und so den Stuhlgang zu seinem Ausgang schiebt.

Soweit das Notwendigste zur Anatomie.

Ich denke es ist für Jeden, auch Nicht – Experten, jetzt schon erkennbar, was für ein hochkomplexes System der Verdauungsapparat darstellt und wie sehr Essen und Trinken ihn in seiner Systematik beeinflussen können, im Guten, wie im Schlechten.Dabei haben wir die neuere Mikrobiom Forschung bisher noch gar nicht berücksichtigt. Dazu aber später mehr.

Neben der Anatomie desgesunden, wohlgeformten Dickdarmes gilt es auch noch mögliche Anomalien angeborener Natur zu berücksichtigen. Darüber hinaus gibt es die erworbenen Anomalien, die unsere moderne zivilisatorische Ernährung in ihrer Zusammensetzung und Menge begünstigt.

 


1. „Schlechte Verdauung“
Dieser Darm entleert maximal jeden 2. Bis 3. Tag
Oft auch nur 1 x wöchentlich. Es entwickeln sich massiv Fäulnis- und Gärgifte, welche den Dickdarm permanent überblähen.
Häufige Folgen: Reizung der Darmschleimhaut, Giftstoffbelastung der Leber und des gesamten Organismus; Schwäche des Immunsystems.
2. „Der typische Zivilisationsdarm“
So sieht der Darm bei vielen von uns aus und keiner merkt es bewußt. Im Dünndarm stauen sich die Blähgase. Im Dickdarm wechseln verkrampfte Abschnitte mit Überblähten Darmbereichen. Stuhlreste lagern sich ab und gehen in Fäulnis über.
Häufige Folgen: Giftstoffbelastung, Mangelkrankheiten, Immunschwäche.
3. „Verkrampfter Dickdarm“
Es entsteht ein Rückstau in den Dünndarm. Die Trenn-
Klappe zwischen Dünn- und Dickdarm wird undicht.
Bakterienreicher Speisebrei dringt in den Dünndarm ein.
Häufige Folgen: Im Dünndarm werden die „Gifte“ noch schneller resorbiert,
das Immunsystem knickt ein, relativ häufig Infektionen von Niere und Blase. Allergien, Kopfschmerzen, Gelenkbeschwerden, Depressionen können folgen.
4. „Senkung des Querdickdarmes“
Druck auf die Unterleibsorgane unvorstellbaren Ausmaßes.
Häufige Folgen: Entzündungen des Unterleibes, der Eierstöcke, Eileiter, Gebärmuttersenkungen, Inkontinenz, Prostata Probleme.

Ein wichtiger Aspekt der Betrachtung des Darmes unter dem Blickwinkel der CHT sind die Klassiker.

Der Durchfall (Diarrhoe) und die Verstopfung (Obstipation).

Beide können als Symptome ganz anderer Krankheiten auftreten, oder auch als eigenständige Krankheiten. Das muß natürlich vor jeder in Frage kommenden Therapie geklärt sein. Darum gilt wie immer für die Medizin, auch hier:

1. Saubere Diagnose stellen durch gründliche Untersuchung.

2. Durchführung der Therapie

3. Überprüfung des Therapieergebnisses

Unseren heutigen Artikel möchte ich beenden mit einer Karikatur, die ich noch für einen Vortrag in den 1990gern auf Folie gemalt habe, um sie dann mit dem Tageslichtprojektor an die „Wand zu werfen“ 

Obstipation als Überschrift erübrigt sich. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Bis zum nächsten Artikel.


Gerhard Küster, HP

Eberle-Kögl-Str. 14

87616 Marktoberdorf

www.naturheilpraxis-kuester.de

kontakt@naturheilpraxis-kuester.de


Quellennachweise:

Darmgesundheit       Dr.Norman W. Walker                              Waldthausen

Das Darm Heilungsbuch    Robert Gray                                    Knaur

Colon Hydro Therapie   Manfred A.Ullrich                                W. Jopp

Probiotika          Schulze/Sonnenborn/Ölschläger/Kruis         Thieme Verlag

Mikroökologie des Darmes   Beckmann/Rüffer                        Schlütersche

Bauchgefühl      Einsichten in die Darmgesundheit                  Institut Allergosan