Alternative Betrachtungsweisen gefährden die Einseitigkeit! (17)

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Naturheilpraxis Kuester Naturheilkunde

29.07.21 Heute: Homotoxikologie Teil 1

IMit der Lehre von den Giften in uns Menschen und ihren krankmachenden Eigenschaften in uns Menschen werden uns mindestens die nächsten 3 Kapitel beschäftigen. Diese Lehre von Dr. Dr. Hans Heinrich Reckeweg ist zum Verständnis des Funktionierens der Naturheilkunde unerlässlich, daher bekommt sie auch etwas mehr Raum.


Dr. Dr. Hans Heinrich Reckeweg

Reckeweg war Arzt und Homöopath (1905 – 1985) und hat nach und nach die Homotoxikologie entwickelt. Schon 1948 hat er erste Überlegungen und Gedanken zusammengetragen, aber der erste Artikel wurde erst 1952 veröffentlicht. Beeinflusst wurde er in seinen Gedanken sehr stark von August Bier, dem sehr bekannten und anerkannten Chirurgen und Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik in der Ziegelstrasse in Berlin. Reckeweg studierte einige Semester bei ihm.


Die Grundlage

August Bier und seine Zeitgenossen vertraten die Auffassung, dass Krankheit einer bestimmten Zweckmäßigkeit dient (sie nahmen an, dass Krankheit eine Manifestation der Aktivierung des Selbstregulationssystems eines Organismus darstellt). Des Weiteren gingen sie davon aus, dass es eine Einheit von Zelle und dem sie umgebenden Milieu (Matrix) geben muss und dass eine Entzündung grundsätzlich zunächst ein physiologischer und kein pathologischer Prozess sei und damit eine natürliche Reaktion auf jedwede Stressoren ist.
Reckeweg beobachtete in seiner Praxis den Verlauf von Heilvorgängen und entwickelte darauf diese Denkweise weiter.
„Nach der Homotoxinlehre sind alle jene Vorgänge, Zustandsbilder und Erscheinungen, die wir als Krankheiten bezeichnen, der Ausdruck dessen, dass der Körper mit Giften kämpft und das er diese Gifte unschädlich machen und ausscheiden will. Entweder gewinnt dabei der Körper oder er verliert den Kampf. Stets aber handelt es sich bei jenen Vorgängen, die wir als Krankheiten bezeichnen, um biologische, d.h. naturgerechte Zweckmäßigkeitsvorgänge, die der Giftabwehr und Entgiftung dienen.


Die Arndt-Schulz-Regel

Einer der therapeutischen Leitfäden der Homotoxinlehre ist die Arndt-Schulz-Regel. Begründet wurde diese Regel durch den Psychiater Rudolf Arndt (1835-1900) und durch den Pharmakologen Hugo Schulz(1853-1932), wir hatten sie schon mal in einem früheren Artikel.
Die Arndt-Schulz-Regel besagt:

  • Schwache Reize regen die Lebenstätigkeit an
  • Mittelstarke Reize verhalten sich neutral, starke hemmen die Lebenstätigkeit
  • Stärkste Reize heben die Lebensfunktion auf

Entsprechend der gesetzten Reize ist also auch die Antwort des Körpers zu erwarten.


Gifte – Homotoxine

Was verstand nun Dr. Reckeweg unter dem Begriff Gift oder besser Homotoxin?
Reckeweg fasste alle, für Menschen, schädliche Stoffe und Substanzen zusammen. Er war sich aber auch bewusst, dass nicht alle Stoffe, die bei einem Lebewesen giftig wirken für den Anderen auch giftig sein müssen. Gifte können von außen zugeführt werden, sog. exogene Homotoxine oder sich aber im Körper selbst durch physiologische oder pathogene Reaktionen bilden, sog. endogene Homotoxine. Entsprechend der Zunahme künstlicher, chemischer, pharmakologischer, umweltbedingter und sonstiger organischer Verbindungen in allen Lebensbereichen steigt parallel auch die Bedeutung der Homotoxine.
Halten wir also fest:

  • Es gibt externe (exogene) und interne(endogene) Stressoren
  • Es gibt Regulation und Kompensation im Anschluss an ein Einwirken von Stressoren
  • Es gibt eine Schnittstelle zwischen Organen, Gewebe und Matrix auf der einen Seite und der Zelle und ihren Rezeptoren auf der anderen Seite
  • Es gibt eine Krankheitsevolution

Exogene Stressoren

  1. Verunreinigungen
    1. Gasförmige (z.B. Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Stickstoffoxide)
    2. Partikulläre (z.B. Staube, Rauch, Aerosole)
  2. Metalle (z.B. Arsen, Blei, Cadmium u.v.a.mehr)
  3. Agrochemikalien sowie Holzschutzmittel (z.B. Dichlordiphenyltrichlorethan(DDT), Chlordan,, Dieldrin, Glyphosat u.v.a.mehr)
  4. Weichmacher (z.B. Phthalate, Alkylphenole, Bisphenol A, Polymere allg.)
  5. Flammschutzmittel (z.B. polybromierte Diphenylether)
  6. Nahrungsmittelzusatzstoffe (z.B. Süß-, Farb- und Konservierungsstoffe u.v.a.mehr)
  7. Mikrobielle Nebenprodukte
  8. Schimmelpilze
  9. Therapeutika verschiedenen Ursprungs
  10. Psychische Faktoren aller Art

Endogene Stressoren

  1. Physiologische Substanzen (z.B. Bilirubin, Ammoniak, Milchsäure)
  2. Abfallprodukte (z.B. CO²; H²O², Freie Radikale, Harnsäure)
  3. Hormone (z.B. Adrenalin, Cortisol)
  4. Neurotransmitter (z.B. Histamin)
  5. Mikrobenrückstände
  6. Zahnfüllungen
  7. Medizinische Implantate
  8. Stoffwechsel Abfallprodukte (z.B. Histamine, Harnsäure, Östrogen)
  9. Lärm                                                                                                                                                                 

Phasenlehre

Eines der größten Verdienste Reckewegs war eine Gliederung in ein morphologisch-zeitliches Gefüge in sechs abgestufte Phasen, je nach Reaktion des Organismus gegen die ihn bedrohenden Schadstoffe (Homotoxine)

  1. Exkretionsphase
  2. Inflammationsphase
  3. Depositionsphase
  4. Imprägnationsphase
  5. Degenerationsphase
  6. Dedifferenzierungsphase

Diese Phasen werden meistens in einer sechs- Phasen Tabelle dargestellt und in Anlehnung an Paul Gerhard Seeger (Säure-Basen Forscher) auch noch in die Humorale Phase (Die ersten Beiden), Matrixphasen (Die mittleren Beiden) und die Zelluläre Phase (Die letzten Beiden) eingeteilt.


Biologischer Schnitt

Der so genannte „Biologische Schnitt“ liegt zwischen Phase 3 und 4 und markiert die Grenze von ganzheitlicher Eigenregulation (humorale Phase) eines Organismus zur regulatorischen Entkoppelung (zelluläre Phase) des Systems.


Vikariationsprinzip

Der Biologische Schnitt ist auch wichtig für das Vikariationsprinzip.
So wie ein Krankheitsprozess vorwärts Schreiten kann (progressive Vikariation), so kann er natürlich auch rückwärts Schreiten (regressive Vikariation).
Es ist aber auch klar:
Je weiter wir in den Phasen fortgeschritten sind, desto schwieriger wird eine Umkehr. Je weiter wir in den Phasen fortgeschritten sind, desto größer der Aufwand und Einsatz.
Je weiter wir in den Phasen fortgeschritten sind, desto weniger Eigenregulation und Mithilfe des Organismus ist möglich.
Ein Verharren in einzelnen Phasen ist möglich, manchmal wünschenswert. Während einer laufenden Therapie unerwünscht. Hier sollte es eher regressiv verlaufen. So haben wir auch eine gute Therapiekontrolle.


Dies ist ein Beispiel und bei weitem noch nicht vollständig dargestellt:


Soweit Teil 1 der Homotoxikologie, freuen wir uns auf Teil 2. Darin wird es darum gehen, das Verständnis zu entwickeln, wie das Ganze funktioniert oder funktionieren sollte.


Quellen:

  • Homotoxikologie, Grundlagen für die therapeutische Praxis, Fa. Heel
  • Homotoxikologie, Ganzheitsschau einer Synthese der Medizin, Dr.med. Hans-Heinrich Reckeweg, Aurelia Verlag, Baden Baden

Gerhard Küster, HP

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