Alternative Betrachtungsweisen gefährden die Einseitigkeit! (15)

Alternative Betrachtungsweisen gefährden die Einseitigkeit! (15)

Naturheilpraxis Kuester Naturheilkunde

29.03.21 Heute: Viren und der moderne Mensch

Im vorangegangenen Kapitel haben wir uns ausführlich mit der Wichtigkeit des Milieus befasst, den Bedingungen in und um unseren Organismus herum. Zu diesen Bestandteilen in und um uns herum gehören auch die Viren. Nachdem ich zu dieser Thematik einen wunderbaren Aufsatz des geschätzten Kollegen Dr. rer.nat. Dieter Sonntag in der Sanum Post gefunden habe und mir dieser, auf Anfrage erlaubt hat ( E-Mail vom 23.03.21), seine Ausführungen an dieser Stelle zu veröffentlichen, will ich dies hier gern tun. Sozusagen als Gastbeitrag unter Gleichgesinnten. Viel Vergnügen beim Lesen wünsche ich Ihnen.


Vorbemerkung

Dr. rer. nat. Dieter Sonntag ist promovierter Diplom Biologe mit absolviertem Studium an der Universität Köln, Heilpraktiker Sanum Therapie, Vorstandsmitglied der internationalen Gesellschaft für Immunbiologie, Milieumedizin und Polymorphologie. Spezialisierung auf die Immunologie.

E-Mail: dieter.sonntag@sanum.com

Mensch und Viren sind schon sehr lange miteinander verflochten. Die jüngste Corona-Pandemie spiegelt einen kleinen Teil hiervon wider. Dabei haben Viren viele andere Funktionen, die ein gesundes Leben und Miteinander ermöglichen. Das Wissen über diese Wechselwirkungen können wir zur Prävention und Therapie nutzen bzw. Unsicherheiten und Ängsten entgegensetzten.


Viren – Bausteine des Lebens

Kleine Mikroben sind seit Beginn des letzten Jahres von besonderem Interesse – die Viren. Sie selbst gehören nicht zu den Lebewesen, umgeben uns aber in allen Lebensbereichen. Mit einer geschätzten Anzahl von 10 33sind Viren sehr zahlreich in unserer Umwelt anzutreffen. Damit existieren mehr Viren als Sterne im Weltall, deren Zahl mit 10 25 berechnet wurde. Menschen, Tiere und Pflanzen sind im ständigen viralen Austausch. Bei der Übertragung von Viren stehen bei den Haus– und Nutztieren Schwein, Rind und Pferd, gefolgt von Hund und Katze an vorderster Stelle. In den meisten Fällen findet das aber unbemerkt statt. Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, bestehen aus DANN oder RNA, welche in eine Proteinkapsel eingeschlossen ist. Um ihre Existenz zu sichern und sich fortzupflanzen benötigen Viren eine Wirtszelle eines lebenden Organismus. Hierzu zählen, abhängig vom Virusstamm, Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere oder Menschen. Das Virus dockt an eine Zelle an, injiziert seine DANN oder RNA und nutzt die fremden Zellorganellen, um sich zu vermehren, wobei anschließend die Wirtszelle verendet. Dies sieht zunächst nach einer einseitigen, zerstörerischen Beziehung aus, welche nur dem Virus nutzt. Die moderne Wissenschaft konnte jedoch zeigen, dass auch die Wirtsorganismen von diesem Verhältnis im Verlauf der Evolution profitiert haben (1). Viren besiedelten schon sehr früh die Erde, lange vor den Menschen. Da die Natur in einem Netzwerk von Systemen und Kreisläufen organisiert ist, waren Viren auch am Bauplan des Menschen, seinem Erbgut, beteiligt. Das zeigt sich bis heute, da ca. 8% des menschlichen Genoms viralen Ursprungs sind (2). Zudem leben im Menschen zahlreiche intakte Viren.


Das Virobiom

Die modernen Forschungen zu den Mikroorganismen, das Mikrobiom-Projekt für die Bakterien und das Mykobiom-Projekt für die Pilze, zeigen die Vielzahl und Vielfalt der Mikroorganismen im Menschen. Analoge Studien zu den Viren fanden heraus, dass am und im Menschen auch zahlreiche Viren leben, die in ihrer Gesamtheit als Virobiom bezeichnet werden (3). Zu unterscheiden sind eukariotische Viren, welche z.B. menschliche und tierische Zellen besiedeln und prokariotische Viren, zu denen die Bakteriophagen gehören, die z.B. Darm-Bakterien als Wirtszelle nutzen. Auch bei der Vermehrung der Bakteriophagen sterben die Wirtsbakterien, wodurch sowohl die Qualität als auch die Quantität der Bakterien-Population beeinflusst werden kann. Diese Viren sind somit an der Regulation des Mikrobioms beteiligt. Darüber hinaus haben sie verschiedene Aufgaben im Organismus. Dabei ist die Symbiose von Mensch und Viren eine natürliche Beziehung, die im Zusammenspiel mit den Mikroorganismen – aber auch in der Interaktion mit Körperzellen – ein Bestandteil des gesunden Organismus sind und vielfältige physiologische Funktionen besitzen.

Ein Beispiel für die Regulationskraft von Viren, die in das Genom von Körperzellen integriert sind, den sogenannten Retroviren, beschreibt Edward Chuong von der University of Utah in Salt Lake City. Er entdeckte, dass bestimmte Retroviren einen Einfluss auf die Funktion der Plazenta und die Entwicklung der Schwangerschaft ausüben. Sie haben eine unterstützende Funktion bei der Zell-Zell-Fusion und der Immunmodulation in der Plazenta. Zudem sind sie an der Synthese von Proteinen beteiligt, welche z.B. die Freisetzung des Corticotropin-Releasing Hormons (CRH) reguliert, ein Hormon, was u.a. den Geburtszeitpunkt mitbestimmt (4).Im menschlichen Körper wurde eine individuell unterschiedliche Vielzahl teilweise bisher nicht entdeckter Virenstämme durch die Virobiom-Forschung gefunden, deren regulatorische Bedeutung in ihrer Ganzheit für den Organismus noch nicht bekannt ist. Hierzu zählen z.B. Adenoviren, Rhinoviren und Coronaviren (12). Neben den wichtigen Aufgaben für den Organismus sind einige Viren, welche von Tieren auf den Menschen übertragen werden können, als besondere Krankheitserreger bekannt.


Pathogene Viren aus dem Tierreich

Bekannte virale Krankheitserreger haben ihren Ursprung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Tierreich, wie z.B. Influenza A, H1N1, HIV oder Sars-CoV-2 (Covid-19). Zwei Drittel aller viralen Erreger kommen von Tieren. Dabei sind Nagetiere, Marderhunde, Fledermäuse und Primaten die häufigsten Wildtierarten, die bei einer Übertragung eine Rolle spielen, was auch als Zoonose bezeichnet wird. Durch die zunehmende Ausdehnung der menschlichen Zivilisation wird der Lebensraum der Wildtiere immer weiter eingeengt. Viele Tiere sind Kulturfolger und leben immer mehr in Siedlungen und Städten. Dadurch wird der Kontakt zwischen Wildtieren, ihren Viren und dem Menschen und seinen Nutz- und Heimtieren stetig intensiviert, was zudem durch die Massentierhaltung gefördert wird. Diese zunehmend enge Interaktion unterstützt die Entstehung und Verbreitung von veränderten Viren mit pathogener Wirkung auf den Menschen, wie die Entwicklung der Schweine – (H1N1) und der Vogelgrippe-Virus (H5N1) zeigten. Die veränderten Lebensverhältnisse zwischen Mensch und Tier werden als eine Erklärung für das zunehmende Auftreten von Virus-Pandemien genannt (5).


Infektionen des Respirationstraktes

Viele Atemwegserkrankungen von einfachen Erkältungen bis hin zu schweren Verläufen werden von Rhinoviren, Influenzaviren, Respiratorische-Syncytial-Viren (RSV), Parainfluenzaviren und Coronaviren verursacht.

Ob und wie stark die Symptome der Erkrankung sind, ist abhängig von der Virusart, der Intensität der aufgenommenen Viruskonzentration und der Vitalität des Immunsystems- Die erste immunologische und physikalische Barriere des Menschen gegenüber Viren aus der Atemluft bilden die Schleimhäute des Respirationstraktes. Diese schützen zusammen mit dem Waldeyerschen Rachenring zunächst die unteren Atemwege vor einer Infektion. Ist diese erste Abwehrfront allerdings nicht intakt, so kann die Infektion sich in die unteren Atemwege ausbreiten und zu schwerwiegenden Infektionen z.B. der Lunge führen, woraus sich dann später eine COPD (Chronic obstructiv pulmonary disease) oder Asthma entwickeln können. Degenerierte Schleimhäute der Atemwege treten auch bei Patienten mit chronischen Erkrankungen auf, wie z.B. bei rheumatoider Arthritis und Diabetes.

Einige Virusstämme, wie z.B. Covid -19, haben eine besondere Affinität zu bestimmten Rezeptoren in der Lunge, den ACE-Rezeptoren, über die sie dann Entzündungen auslösen. Deswegen ist eine intakte Schleimhaut der oberen Atemwege wichtig, um eindringende Viren direkt zu eliminieren und schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden.

In den letzten 20 Jahren gab es drei Corona – Pandemien:

SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) 2002/2003,

MERS (Middle East Respiratory Syndrome) 2012

SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2, Covid 19) 2020

Die Letalitätsraten waren im Vergleich zu anderen Virusarten, z.B. dem Ebola Virus (Sterberate 27 – 79%) bisher gering. Im Fall von Covid -19 liegt sie nach einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Metastudie bei 0,2 %, d.h. 20 von 10000 Infizierten versterben (6). Das Robert Koch Institut (RKI) gab am 10.11.2020 die bisherige kumulative Sterberate mit 1,7 % an (7). Der Unterschied ist dadurch zu erklären, dass die WHO-Studie die Sterblichkeit auf statistisch errechneten, geschätzten Infizierten beruht (Infektionssterblichkeit, IFS) und das RKI die Sterblichkeit im Verhältnis zu den tatsächlich gemeldeten Fällen berechnet (Fallsterblichkeit, CFR). Allerdings handelt es sich bei beiden Veröffentlichungen um einen Durchschnittswert. Es gibt länderspezifische, regionale und altersabhängige Unterschiede mit wesentlich höheren Werten.

Auf der Suche nach den Ursachen für diese Abweichungen, werden neben Alter und Vorerkrankungen auch Umwelteinflüsse genannt. So konnte ein internationales Team von Wissenschaftlern um Prof. Dr. Jos Lelieveld, Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, zeigen, dass bei einer erhöhten Feinstaubbelastung der Luft, z.B. in Ballungsgebieten, die Infektionsgefahr mit Covid – 19 ansteigt (8). Die Daten geben Grund zu der Annahme, dass sich das Virus an Feinstaub-Partikel bindet und sich so über die Luft effektiv verbreiten kann, bzw. dass durch die Feinstaubbelastung die Atemwege vorgeschädigt sind und dadurch die Infektanfälligkeit steigt.

Feinstaub belastet von sich aus, die Atemwege durch Schädigung der Schleimhäute. Die Kombination von Feinstaub und Viren schwächt die Schleimhäute als erste Barriere des Immunsystems zusätzlich, sodass eine Virus-Infektion der Atemwege wahrscheinlicher wird. Aufgrund der reduzierten Schleimhaut-Konstitution ist dann auch eine erhöhte Gefahr einer Ausbreitung auf die unteren Atemwege und Lunge gegeben. Dadurch kann der Krankheitsverlauf schwerer werden und eine erhöhte Sterblichkeit erklärt werden.

Somit sind Umweltbelastungen und speziell Luftverschmutzung Faktoren, welche das Immunsystem schwächen und eine Infektanfälligkeit fördern. Eine Stärkung der Schleimhäute ist somit eine generelle, wesentliche Maßnahme zum Schutz vor Atemwegs-Infektionen. 

Eine besondere Bedeutung für ein gut funktionierendes Immunsystem haben darüber hinaus Vitamine und Spurenelemente. Nach einer Studie mit Covid-19 Patienten hat sich gezeigt, dass sich durch einen niedrigen Vitamin D-Spiegel die Letalitätsrate nach einer Covid-19 Infektion bei älteren Menschen erhöht (9).In Zeiten von erhöhter Erkältungs- und Infektionsgefahr kann die körpereigene Abwehr mit verschiedenen Maßnahmen der Sanum-Therapie unterstütz werden. Zudem sind eine ausgeglichene Ernährung, viel Bewegung in der Natur, soziale Kontakte und möglichst viel Lebensfreude wichtige Faktoren, die sich auf die Vitalität des Immunsystems stets positiv auswirken.


Ängste und Viren

Die Angst ist ein Gefühl, das durch einen biologischen Mechanismus (Ausschüttung von Stresshormonen) ausgelöst wird und Menschen sowie Tiere auf Gefahren aufmerksam macht und in die Lage versetzt, hierauf direkt körperlich zu reagieren. In früheren Zeiten bedeutete dies Angriff, Flucht oder ein Verharren. In der heutigen Zeit ist dieser Mechanismus weiter in uns vorhanden. In unserem zivilisierten Alltag leben wir die dadurch entstehende körperliche Energie allerdings nicht mehr aus und haben andere Wege gefunden, diese zu kompensieren (z.B. Sport, Hobbys, Entspannung). Trotzdem gelingt dies nicht immer und es entwickelt sich chronischer Stress bis hin zur Angst. Auf körperlicher Ebene werden dann kontinuierlich die Stress-Hormone, wie Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Diese erhöhten Hormonspiegel führen zu Symptomen wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Muskelverspannungen und zu einer Schwächung der Immunabwehr, bedingt durch die vermehrte Cortisol – Ausschüttung. Diese Symptome werden durch den Abbau der überschüssigen Stresshormone gefördert, weil eine Übersäuerung des Körpers entsteht. Erschöpfung und chronische Erkrankungen sind die weiteren Folgen.

Diese Mechanismen können auch durch Angst vor Krankheiten und speziell vor Infektionen ausgelöst werden. Die Angst sich mit Krankheitserregern zu infizieren, existiert schon so lange wie der Mensch diese kennt. Wenn der Verlauf einer Infektion allgemein eingeschätzt werden kann, ist dies für viele Menschen oft nicht besonders besorgniserregend. Dies ändert sich, wenn die Wirkung von Infektionserregern nur unzureichend bekannt oder die Sterblichkeitsrate hoch ist. Daraus folgen Unsicherheiten mit dem Gefühl von Kontrollverlusten, eine Ursache für die Entwicklung von chronischen Ängsten. In einigen Fällen kann sich hieraus eine krankhafte Angst entwickeln, wie sie schon 1879 von dem Militärarzt und Neurologen William Alexander Hammond beschrieben und als Mycophobie bezeichnet wurde. In der heutigen modernen, globalisierten Welt kennen Viren keine Grenzen, aber auch Informationen sind grenzenlos und gehen schnell um die Welt. Bei Bekanntwerden von neuen pathogen wirkenden Erregern können diese durch Institutionen nicht immer direkt eindeutig auf ihr Gefahrenpotential hin beurteilt und entsprechende klare Verhaltens-Empfehlungen gegeben werden. Bei einer Pandemie steht dann zunächst für jeden einzelnen die Sorge, infiziert zu werden, im Vordergrund und damit die Angst vor den Folgen für die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen. Auf Grund vieler unterschiedlicher Informationen wird es für die Menschen immer schwieriger, diese für sich zu beurteilen und das Ausmaß einer neuen Infektionsgefahr abzuschätzen. Bei einer Pandemie, z.B. bei Covid-19, ist der allgemein verordnete Wechsel von Aktiv-Modus in den Slow-Modus, durch Reglementierungen im öffentlichen Leben, Beschränkungen des beruflichen und privaten Handlungsspielraums und die damit verbundene Kontakt-Einschränkung, dann eine zusätzliche psychische Belastung.

Diese Folgen werden derzeit bereits wissenschaftlich untersucht. Nach einer Studie, welche in der Zeitschrift Lancet 2020 veröffentlicht wurde, fanden sich bei Erwachsenen, die sich in Quarantäne befanden, erhöhte Raten von posttraumatischen Stresssymptomen (10). Dazu kamen Langeweile, Frustration und ein Gefühl der Isolation vom Rest der Welt, das die Menschen zusätzlich belastete. Auch unklare Informationen zum Grund der Quarantäne und über die tatsächlichen Risiken der Infektionswelle waren zusätzlich Stressfaktoren. Unmittelbar nach der Quarantäne überwogen finanzielle Sorgen.

Eine zweite Arbeit, ebenfalls im Lancet erschienen, fasst die Folgen einer Quarantäne oder von vergleichbaren Situationen für Kinder und Jugendliche zusammen (11).  Dazu gehören geringere körperliche Aktivität, weniger ausgewogene Ernährung, mehr Bildschirmzeit und unregelmäßiger Schlaf. Dies förderte die Entstehung von Adipositas und Diabetes. Auch posttraumatischer Stress war bei Kindern in Quarantäne viermal so hoch wie bei jenen, die nicht in Quarantäne waren.

Diese Effekte sind aber nach Meinung der Wissenschaftler, nur die Spitze des Eisbergs an psychischen und physischen Kollateraleffekten. Sie könnten schwerwiegender sein als die Folgen der direkten Infektion durch das ursprüngliche Virus.Diese andauernden psychischen Belastungen wirken zudem immunsupprimierend und steigern wiederum die Infektanfälligkeit. Aus diesem Grunde ist eine Stabilisierung der Psyche durch Strukturierung des Lebensalltags wichtig im Hinblick auf Ernährung, Bewegung und Entspannung (Bestandteile einer Ordnungstherapie). Es gilt, die psychischen Folgen von chronischem Stress zu beachten und ihnen entgegenzuwirken. Hierzu gehört die bereits oben beschriebene Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen aber auch die Entsäuerung des Organismus durch eine Regulierung des inneren Milieus. Damit werden die Immun-, Hormon- und Nervenfunktionen unterstützt.


Pandemie als Chance

Naturkatastrophen begleiten den Menschen während seiner ganzen Entwicklungsgeschichte und stellen ihn immer wieder vor neue Herausforderungen. Heute wird es immer deutlicher, dass der Mensch selbst für viele bedrohliche Naturereignisse in diesem Jahrhundert direkt oder indirekt verantwortlich ist, wie z.B. diejenigen, die durch den Klimawandel verursacht werden. Er hat damit, im Gegensatz zu früheren Generationen, die Möglichkeit, die Ursachen zu erkennen und regulierend einzugreifen zur Sicherung seiner Zukunft. 

Auch die Zunahme von Pandemien ist ein Resultat von einem respektlosen Umgang mit der Natur durch Ausbreitung der Zivilisation, wie bereits oben beschrieben. Der Mensch ist ein Naturwesen, vernetzt, angefangen von den kleinsten Mikroben, den Viren, den Bakterien und Pilzen, bis hin zu den großen Ökosystemen der Welt, wie den Wäldern und den Meeren. Wenn in dieser Natur das „Milieu“, wie es analog zu dem in der biologischen Medizin bezeichneten Begriff „inneres Milieu“ bezeichnet werden kann, im Gleichgewicht ist, dann ist Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben erfüllt.

Eine Medizin, die den Menschen als Naturwesen vor diesem ganzheitlichen Hintergrund sieht, handelt dann bei einer Infektionserkrankung nicht nur erregerspezifisch, sondern bezieht den ganzen Organismus in die Behandlung mit ein, zur Stärkung der individuellen Immunaktivität und für eine nachhaltige Gesundheit. Dies ist auch das grundlegende Prinzip der Sanum-Therapie.

Unser über Jahrhunderte entstandenes Wissenschafts- und Erfahrungswissen gibt uns die Möglichkeit, die Dinge ganzheitlich zu überdenken und neu zu lenken. Jede Katastrophe und Pandemie kann zur Mahnung werden, woraus die Hoffnung entsteht, dass diese von immer mehr Menschen als solche erkannt wird. Dies sollte zu einem Umdenken im Hinblick auf ein nachhaltiges, natur- und verantwortungsbewusstes Handeln auf breiter gesellschaftlicher Ebene führen.

Die große notwendige Aufgabe von uns allen ist es, einen sozio-ökologischen Wandel ökonomisch gerecht zu gestalten. Es ist sehr erfreulich, dass gerade die junge Generation hierzu verschiedene Initiativen auf der ganzen Welt ins Leben gerufen hat. Jeder Einzelne von uns ist eingebettet in diese schöne Welt, daraus können wir Sicherheit und Mut schöpfen, diese Dinge anzugehen und zu unterstützen. Ein Zitat aus dem Gedicht Stufen von Hermann Hesse fasst diese Botschaft zusammen:

„Bereit zum Abschied sein und Neubeginne.

Denn jedem Anfang ruht ein Zauber inne“

(Hermann Hesse)


Literatur:

(1) www.spektrum.de/news/die-gute-seite-der-viren/1722318,20.11.2020,10.00 Uhr  

(2) Lander, E.S et al., 2001, Nature; 409.860-921

(3) Wylie, K.M. et al.,2012, Translational Research; 283-290

(4) Chuong EB, 2018,PLoS Biol; 16(10); e 3000028

(5) Wallace, R, 2016, Big Farms Make Big Flu; Dispatches on Influenza, Agribuisness and the Nature of Sience, Monthly Review Press

(6) Ioannidis,J.P.A., 2020 Bull World Health Organ; Article ID: BLT.20.265892:1-37

(7) www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges.Coronavirus/Situationsberichte/Nov_2020/2020-11-10-de.pdf?_blob=publicationFile.20.11.2020 10.30 Uhr

(8) Pozzer, A et al.,2020 Cardiovascular Research, 2020 Oct 27:cvaa 288.

(9) Petre, c.l. et al., 2020 Aging Clin ExpRes 32(7): 1195-1198

(10) Brooks, K et al., 2020 Lancet; 395-912-920.

(11) Liu,J.J.et al.,2020, Lancet;4(5):347-349.

(12) Wang, D et al., 2003 PLoS Biol; 1(2):E2


Vielen Dank für diesen Beitrag an Dr. rer. nat Dieter Sonntag.

Ich denke man kann kaum umfänglicher unsere derzeitige Problematik beleuchten. Es geht ausschließlich über eine ganzheitliche Betrachtung im Kontext von Mensch und Natur.


Gerhard Küster, HP

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